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Aufarbeitung von Kreuzspeichenfelgen

Los geht´s

Alles ist natürlich Geschmackssache, doch eine Kreuzspeichenfelge ist für mich bis heute die schönste Form einer Motorradfelge. Die Idee war eine Felge zu schaffen, die bei extremsten Geländeeinsatz gewährleistet, dass die Luft im Reifen bleibt. Bei harter Kollision und bleibender Verformung dringen die Speichen nicht in den Reifen bzw. Schlauch ein. Soweit die Theorie. Wir erfreuen uns an der Optik. 

Je nach angestrebten Design kann das Kreuzspeichenrad in Alu natur oder in schwarz gewählt werden. Sehr gute Räder im Originalzustand sind eher rar. Ich persönlich bin ein großer Fan von schwarzen Rädern mit Edelstahlspeichen. Doch es gilt wie immer vor dem Erfolg liegt der Schweiß. 

Oftmals ist es schon eine Herausforderung eine Kreuzspeichenfelge zu zerlegen. Die üblicherweise verbauten Stahlspeichen neigen zur Oxidation bzw. Korrosion. Auch ist der Alu-Felgenring nicht gegen Korrosion immun. Demzufolge gehen Speichen und Felgenring nicht zu selten eine nicht lösbare Verbindung ein. Hier hilft dann nur noch Wärme und Gewalt und/oder Oxalsäure (hierzu noch mehr in einem anderen Blogbeitrag).

Sollten wir es nun doch geschafft haben die Felge in ihre Bestandteile zu zerlegen, können wir sie zu weiteren Behandlung dem Glasperlstahlen und Pulverbeschichten zuführen. Natürlich sind vorher im Vorderrad die Lager zu entfernen. Nicht selten sind die Ergebnisse nach dem Strahlen enttäuschend (Foto).

 

 

Behr Felgenring 3,5 x 17

Die zunächst oberflächlich wirkende Oxidation kann schon nach dem Strahlen zu relativ großen Vertiefungen und Kratern in der Oberfläche führen.

Tipp: Bei festsitzenden Speichen im Felgenring kann man fast immer mit einer Oxidationsgeschädigten Oberfläche rechnen.

Haben wir jetzt einen guten Felgenring und eine gute Nabe vor uns geht es an das Einspeichen. Neue Edelstahlspeichen kosten ca. 200,- EUR

Wir verwenden ausschließlich Speichen des OEM. So, nun Laufrichtung beachten und die Speichen einführen und mit Nippeln zur Nabe verbinden. Das ist hier relativ einfach, da die Bohrungen im Felgenkranz die Richtung vorgeben.

Ich habe jetzt eine Bitte. Dies ist kein Spielplatz für Greenhorns. Die guten gebrauchten Felgen haben einen Wert von ca. 800,- EUR, die Speichen haben 200,- EUR  gekostet, das Glasperlstrahlen und Pulverbeschichten nochmal 200,- EUR, jetzt Blödsinn machen wird eben teuer. Wer sich das zutraut -weiter…

Die Nippel in der Nabe soweit einschrauben bis noch ca. 4 Windungen des Speichengewindes zu sehen sind. –bei allen Speichen- Jetzt fühlt sich das Rad schon relativ stabil an. Nun wird das Rad in eine geeignete Wuchtvorrichtung gelegt. Der erste Drehversuch zeigt wo noch was zu machen ist.  Es gibt auf jeder Seite der Nabe innere und äußere Speichen. Bis das Rad so läuft wie wir es wüschen kümmern wir uns ausschließlich um die äußeren Speichen – beidseitig.

Wenn das Rad jetzt gut läuft, fangen wir an die Speichen auf Spannung zu ziehen. Zunächst wird aus allen Nippel die „Lose“ herausgeholt. Wieder laufen lassen und den Lauf überprüfen. Nun alle Äußeren Speichen um ca. 45 Grad anziehen danach die andere Seite, dann die inneren im Gleichen Muster. Dabei immer mitzählen, also wir haben 40 Speichen, 10 außen links 10 außen rechts 10 innen links 10 innen rechts. Das Ganze so lange wiederholen bis die Speichen „klanghart“ angezogen sind. Hierzu immer wieder laufen lassen und z.B. einen Schraubenzieher Kopf an den Speichen anlaufen lassen. Wenn die Felge schlägt, nicht versuchen mit hoher Spannung zu „ziehen“ besser noch einmal auf der Gegenseite lösen oder ggf. das Ganze noch einmal von vorn beginnen.

Toleranzen: Der Höhenschlag ist unangenehmer als der Seitenschlag. Wir sollten beim Höhenschlag im Zentelbereich liegen. Beim Seitenschlag sind 1mm bis 2mm unproblematisch. 

Ich kann mir vorstellen, das nun viele „Wissende“ aufschreien werden und nach geringeren Toleranzen schreien. Doch ich habe in den vielen Jahren in denen ich mich mit meinen Motorrädern auseinandersetze bikes gefahren die sich völlig ruhig anfühlten und bei denen ich die Räder ausgemessen habe und feststellte, das diese einen Seitenschlag von mehr als 2mm aufwiesen und Höhenschläge von 1mm und mehr nicht die Seltenheit waren.

An dieser Stelle sollte man sich auch die Frage nach dem Wunschreifen stellen. So ist z.B. der TKC 80 für mich die erste Wahl und Toleranzen im mm Bereich jucken den wirklich nicht.

Dennoch bei der Rädergeschichte gilt savety first –keine Ahnung? = Finger weg!!!